Julie Wohryzek

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© Anthony Northey

Julie Wohryzek wurde am 28. Februar 1891 in Prag geboren. Ihr Vater Eduard Wohryzek (1864–1928) stammte aus einer Kaufmannsfamilie, führte ein Lebensmittelgeschäft und war später Kustos der Synagoge im Prager Vorort Königliche Weinberge. Die Mutter Mina geb. Reach (geb. 1869) stammte aus Pest.

Julie Wohryzek hatte zwei Schwestern, Käthe (geb. vor 1891, deportiert 1942) und Růžena (1895–1939), sowie einen Bruder Wilhelm. Sie arbeitet als Sekretärin und Modistin; wahrscheinlich absolvierte sie auch eine Handelsausbildung, denn in späteren Jahren war sie Prokuristin.

Franz Kafka war Julie Wohryzeks zweiter Verlobter; der erste, ein überzeugter Zionist, war als Soldat im Krieg getötet worden. Von der Korrespondenz der Verlobten ist lediglich eine knappe Nachricht Kafkas überliefert, hingegen ein langer Brief Kafkas an Julies Schwester Käthe, der die einzige authentische Quelle zu dieser Beziehung ist. Die für November 1919 geplante Heirat wurde von Kafkas Eltern strikt abgelehnt, offenbar aufgrund von Gerüchten über Julies sexuelle Freizügigkeit. Im Juli 1920 löste Kafka die Beziehung auf.

1921 heiratete Julie Wohryzek den Bankprokuristen Josef Werner, mit dem sie einige Jahre zunächst in Bukarest, dann erneut in Prag lebte. Obwohl ihr Ehemann Nichtjude war, wurde Julie Wohryzek von der deutschen Besatzungsmacht nach Auschwitz deportiert. Dort wurde sie am 26. August 1944 ermordet.


Literatur: Anthony Northey, ›Julie Wohryzek, Franz Kafkas zweite Verlobte‹, in: Freibeuter, Heft 59, April 1994.