Max Brod

Foto von Max Brod, Freund von Franz Kafka
Deutsches Literaturarchiv, Marbach

Max Brod wurde am 27. Mai 1884 in Prag geboren. Der Vater, Adolf Brod, war Bankdirektor, die Mutter, Fanny Brod geb. Rosenfeld, stammte aus Nordböhmen. Brod hatte einen Bruder und eine Schwester: Otto (1888–1944) war Bankangestellter, daneben ein ausgezeichneter Pianist, der sich an Ausflügen und Urlaubsreisen gemeinsam mit Kafka beteiligte; er wurde in Auschwitz ermordet. Sophie (1892–1963) heiratete den Breslauer Kaufmann Max Friedmann, einen Cousin von Kafkas Verlobter Felice Bauer. Die Familie Friedmann konnte sich durch Emigration in die USA retten.

Max Brod studierte Jura an der Deutschen Universität Prag und promovierte 1907. Bis 1924 war er Beamter der Postdirektion Prag, danach Literatur- und Kunstkritiker. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elsa Taussig (1883–1942) verließ er 1939 die Tschechoslowakei, bereits während des Einmarschs deutscher Truppen. Er emigrierte nach Tel Aviv, wo er bis zu seinem Tod als Dramaturg am israelischen Nationaltheater tätig war. Er starb am 20. Dezember 1968.

Außerhalb Israels ist Max Brod heute vor allem als Freund und Nachlassverwalter Kafkas in Erinnerung. Die zeitweise sehr enge Bindung zwischen beiden begann im Oktober 1902. Zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften Kafkas, z.B. die zu den Prager Autoren Oskar Baum und Franz Werfel, wurden durch Brod vermittelt.

Während Brod bereits sehr früh literarisch in Erscheinung trat (Tod den Toten, Novellen, 1906), verschwieg ihm Kafka jahrelang sein eigenes »Schreiben«. Die erste Lektüre von Texten Kafkas überzeugte Brod von deren überragender Bedeutung; er versuchte nun beständig, Kafka zur literarischen Arbeit und – nachdem er ihn an den Verleger Kurt Wolff vermittelt hatte – auch zur Veröffentlichung seiner Texte zu bewegen. Entgegen dem (allerdings uneindeutigen) Wunsch Kafkas hat Brod dessen Manuskripte nach 1924 nicht vernichtet, sondern publiziert. Er verantwortete auch die erste Kafka-Gesamtausgabe, die ab 1935 im Schocken Verlag erschien.

Neben diesem Verdienst um Kafkas Werk, das ohne Brods Initiative in wesentlichen Teilen verloren wäre, war seine über zwei Jahrzehnte andauernde psychisch stützende Funktion für Kafka von großer Bedeutung. Der isolierte, phasenweise depressive Kafka sah den geselligen und zumeist optimistisch gestimmten Brod bis zu dessen Heirat beinahe täglich. Später hat wiederum Kafka den Freund in privaten Krisen einfühlsam beraten. Aus dieser Vertrautheit hat Brod später einen Monopolanspruch auf das richtige Verständnis von Kafkas Werken abgeleitet. Gegenüber deren Vielschichtigkeit haben sich Brods religiöse Deutungen jedoch als unzulänglich erwiesen.

Brods eigenes Schaffen umfasst zahlreiche Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterwerke, die jedoch heute kaum noch präsent sind; am erfolgreichsten waren die Romane Tycho Brahes Weg zu Gott (1915) und Rëubeni, Fürst der Juden (1925) sowie eine Kafka-Biografie (1937). Die eigene Rolle als Schaltstelle der Prager Literatur schilderte Brod in mehreren Erinnerungsbüchern, u.a. Streitbares Leben (1960) und Der Prager Kreis (1966). 

Seit etwa 1910 war Brod auch in der zionistischen Bewegung engagiert; 1918 wurde er Vizepräsident des jüdischen Nationalrats. Außerdem machte er sich als Vermittler zwischen deutscher und tschechischer Kultur verdient; so sorgte er z.B. mit Nachdruck für die Anerkennung des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. Brods ausgedehnte Briefwechsel mit zahlreichen zeitgenössischen Autoren gelangten erst 2018 in die Israelische Nationalbibliothek und werden seither erschlossen.